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Don’t go Bulgarian – Part 2 Jeden Tag beugen

In Teil 1 habe ich ja schon meine Begründung ausgeführt, warum die Bulgarian Method (ein eigener Begriff – nicht das bulgarische System) keine empfehlenswerte Methode ist. Nun also zu dem was man machen kann, um doch täglich in den Genuss von Kniebeugen zu kommen.

Vorweg muss ich gleich noch anmerken, dass ich hier kein cookie cutter Programm ausklopfen werde mit dem ihr täglich beugen könnt – das wäre fahrlässig.  Wenn ihr aber alle Empfehlungen in eure Planung übernehmt, könnt ihr eine erfolgreiche Planung vornehmen.

  1. Submaximale Wiederholungen

Die maximale Auslastung in einem Trainingssatz bestimmt wie sehr ich mich davon erholen muss – nicht nur zwischen den Sätzen, auch zwischen den Einheiten.

Die Trainingsbelastung hängt davon ab wie viel mit wie viel gemacht wird. Charlie Francis nennt das die Breite und Höhe eines Trainingsreizes (Bezogen auf Sprinttraining, aber auch Krafttraining)

Die klassische bulgarische Methode basiert zwar auf wenig Volumen mit hoher Intensität, allerdings bei mehr Übungen als nur der Kniebeuge. Das habe ich bereits in Teil 1 angesprochen. Beuge ich also nur jeden Tag “maximal” erreiche ich nicht die Umfänge, die ich bräuchte. Gleichzeitig kann ich natürlich nicht einfach das Volumen in der Beuge erhöhen, da es sonst schwierig wird davon zu regenerieren.

Zu den Regenerationszeiten finden wir bei Zatsiorsky folgendes:

Trainingsbelastung einer Einheit Erholungszeit, h
Extrem >72
sehr hoch 48-72
hoch 24-48
mittel 12-24
gering <12

Erholungszeiten nach Zatsiorsky (1)

Gestalte ich mein Training so, dass ich nicht in jeder Einheit auf ein Maximum gehe oder meine 3 Sätze 10 Wiederholungen mit voller Auslastung mache ist die Belastung nicht so hoch, aber gleichzeitig bin ich schneller erholt und kann wieder trainieren.

Wenn ich also laut Tabelle die ich im Internet gefunden habe 3×10@70%1RM machen sollte, wähle ich eventuell 3×10@60%1RM, da ich am nächsten Tag schon wieder beuge. Maximale Auslastung würde zu 48-72 Stunden Erholungszeit führen.

2. Frequenz ist ein Stimulus

Im Internet kursieren Berichte von einer norwegischen Studie, in der zwei Gruppen Kraftdreikämpfer das gleiche Volumen und gleiche Intensitäten gemacht haben. Bei einer Gruppe wurde nun das Training auf drei und bei der Vergleichsgruppe auf sechs Trainingseinheiten verteilt. Letztere erreichte sowohl in Bezug auf Kraftzunahme, als auch auf Hypertrophie bessere Ergebnisse.

Es ist immer schlecht Studien zu beurteilen, welche man nicht wirklich gelesen hat. Deshalb will ich das hier auch nur erwähnen, keine Ahnung was genau an dieser Studie ist. 

Allerdings finden wir schon bei Zatsiorsky folgendes:

“Es ist besser einen bestimmten Trainingsumfang auf mehrere Trainingseinheiten zu verteilen, als ihn in nur wenigen Einheiten zu konzentrieren. Sportler, die bei gleichbleibendem Trainingsumfang (Anzahl der Wiederholungen, Gesamtgewicht) die Anzahl der Trainingseinheiten erhöhen, erreichen gewöhnlich einen spürbaren Kraftzuwachs. “

Das bedeutet also nicht mehr und schwer die ganze Zeit – es ist erstmal ausreichend, das gleiche auf mehr Einheiten zu verteilen. Ich wieder hole es gerne noch einmal langsam:

Nicht mehr sondern das Training auf mehr Einheiten verteilen.

Stop! Aber wie soll ich dann nach Körperpartien aufteilen. Ja genau Mr. Bodybuilder, Ganzkörpereinheiten. Aber das ist ja gar nicht schwer. Ja Mr. Superintensity, erstmal nicht.

Frequenz ist ein weiterer Trainingsstimulus.

3. Intensität und Gesamtvolumen langsam anheben

So lange ich damit Fortschritt mache mein Training auf mehrere Einheiten zu verteilen brauche ich noch nichts ändern. Erst, wenn der Fortschritt zu langsam wird, sollte ich Intensität ODER Umfang anheben.

Aber mach ich nicht mehr Gains, wenn ich gleich mehr mache oder schwerer? Nein, der Körper kann sich ja nicht schneller anpassen. Wenn ich aber gleich mehr mache wird es schwierig mehr zu machen, wenn ich es wirklich brauche. Ein Stimulus verliert mit der zeit seine Wirkung.

 

So ich hoffe diese drei Dinge helfen euch schon einmal zu verstehen wie hoch frequentes Training angegangen werden kann.

 

Euer Coach B

Squat everyday – don’t go bulgarian!

Squat everyday ist gerade überall zu finden und der neue Trend im Internet. Dann gibt es noch das Bulgarian Manual von Greg Nuckols und Herr Kwella hat auch schon eine Videoserie darüber verfasst. 

Massive Kraftsteigerungen und alle schönen positiven Dinge werden hier versprochen. Geknüpft an eine Strategie, die tägliches Kniebeugen mit höheren Gewichten verlangt.

Auch ich selbst und alle meine Mitstreiter bei der K.A.S. Powerlifting Crew sind nun mittlerweile seit fast einem Jahr im Kult der täglich beugenden – ok 6 Tage die Woche sind es nur.

Und trotzdem rate ich nicht zur Bulgarian Method oder täglichem Beugen mit schweren Lasten! 

In diesem Teil möchte ich euch erläutern warum ich diesen Ansatz nicht für ratenwert halte und im zweiten Teil erfahrt ihr dann wie wir das Ganze umsetzen.

Warum also nicht Bulgarian Style Squat Everyday?

1. Das Bulgarische Modell entwickelt keine Heber

Stopp bevor hier gleich ausgeflippt wird – ich meine nicht, das keine guten Heber aus Bulgarien kommen oder mit diesem Modell trainieren. Aber den Bulgaren war es doch relativ egal wieviele ihrer Heber auf der Strecke blieben, so lange es ein paar überlebten und richtig gut wurden. Was ist nun, wenn du nicht zu den “Überlebenden” gehörst?

Vergleichen wir das bulgarische System mit dem russischen, dann wird ersichtlich, dass in letzterem mehr Variationen und Assistenzübungen verwendet werden. Gleiches gilt für das sehr erfolgreiche chinesische System – das auf de russischen basiert. Diese Vielzahl an Variationen sorgt auch für eine bessere Anpassung des Trainings an die individuellen Bedürfnisse des Athleten und erlaubt somit dem Trainer seine Athleten gezielt zu entwickeln, anstatt einfach auszusieben. 

Schwachstellen können so gezielt verbessert werden, was wiederum die Leistung in den Hauptübungen entwickelt und eine bessere Technik erlaubt. Es ist ein häufig verwendetes Argument, dass squateveryday die Technik verbessert – genauso ist es aber ein Fakt, das akkumulierende Erschöpfung die Technik verschlechtert.

Nicht ausgeglichene Schwachstellen und anfällige Technik ist ein Nährboden für Verletzungen und dementsprechend zu vermeiden.

2. Ist das überhaupt das bulgarische System?

Das bulgarische System, wir reden hier über das System der Gewichtheber in seiner Blütezeit, basiert auf sehr wenigen Übungen, sechs an der Zahl, die jeden Tag bis auf ein Tagesmaximum hochgetrieben werden.  Wenn wir dieses System nun kopieren und auf Kniebeugen anwenden wollen, haben wir den ersten Fehler in der Logik: Der zentralnervöse Stimulus, der anderen Übungen fehlt.  

Ist das schlecht? Schwer zusagen, allerdings ist genauso schwer zu sagen, ob da nicht ein großer Schlüssel in der Entwicklung der Kniebeugenleistung liegt. Selbst wenn wir das gleiche System mit Bankdrücken und Kreuzheben verwenden und anpassen kann schon gar nicht mehr von einem bulgarischen Ansatz geredet werden.

3. Mehrere Trainingseinheiten an einem Tag – ausgeführt von professionellen Sportlern

In diesem System wurden mehrere Trainingseinheiten an einem Tag ausgeführt – und dies selbstverständlich von professionellen Athleten… Wie wollen wir mit Arbeit diesen Aufwand bewerkstelligen? Und wie sollen wir uns davon erholen?

Würden wir nur eine statt sechs Trainingseinheiten absolvieren, kann wieder nicht vom bulgarischen System die Rede sein – der logische Fehler Nummer 2.

Der Stimulus wäre nicht der Gleiche und somit auch nicht, dass zu erwartenden Ergebnis.  Da wir nun Alltagsstress haben, kann auch nicht von der selben Anpassungsfähigkeit ausgegangen werden. Dies passt zwar zur verminderten Anzahl der Trainingseinheiten, aber setzt unser Training größeren Schwankungen aus, welche sich bei maximalen Belastungen deutlicher zeigen, als bei submaximalen…

Wie kann es jetzt aber funktionieren jeden Tag zu beugen? Das verraten uns die russischen Gewichtheber, darauf aufbauend die chinesischen Olympic lifter und auch die russischen und norwegischen Powerlifter – und ich im Teil 2!

Bleibt stark,

Coach B