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Was ist Schnellkraft Teil 2.

In Teil 1 haben wir festgestellt, dass Maximalkraft eine entscheidende Voraussetzung für die Schnellkraft ist. Bedeutet das nun, dass ihr nur eure Maximalkraft steigern müsst und schnell werdet?

Dazu müssen wir drei Dinge klären:

  1. Wie stark seid ihr denn?
  2. Für was möchtet ihr schnell werden? 
  3. Welche Trainingsmöglichkeiten habt ihr? 

Wie stark seid ihr? 

Die Maximalkraft stellt also die maximale Kapazität dar, die ich durch Schnellkraft erreichen kann, denn Schnellkraft bedeutet ja nur eine zeitliche Limitierung.  Entscheidend hierfür ist die Explosivkraft, welche einfach nur sagt wie steil mein Kraftanstieg ist.

Wir stellen uns also ein Wasserglas vor – die Maximalkraft – welches ich mit Wasser – der Schnellkraft – füllen kann. Die Explosivkraft regelt wieviel Wasser ich ins Glas gießen kann.

So weit so gut, dieses Glas hat nur eine Besonderheit: Bis zu einer gewissen Größe, wir sagen mal bis zum Masskrug, ist das Glas IMMER mit 30% Wasser gefüllt. Mache ich also das Glas größer, ist automatisch mehr Wasser drin. Gieße ich Wasser rein, kann ich das Ganze noch auffüllen.

Wenn dein Glas klein ist, mach es größer und nicht gleich voll!

Die Frage, die sich nun stellt ist, welcher Maximalkraftwerk stellt nun den Masskrug dar? Das ist schwierig festzulegen, allerdings findet man bei guten Trainern und Wissenschaftlern wie z.B. Dan Baker immer wieder Angaben von 1,5 -2,0 x Körpergewicht als Kniebeugenleistung. Was nicht gerade viel ist und vor allem mit wenig Trainingsaufwand und sehr wenig Risiko gut zu erreichen ist. Man beachte die Relation zum Körpergewicht – also nur pumpen haut auch nicht hin.

Wenn ihr das nicht erreicht, sollte euer Hauptfokus darauf liegen.

Wofür wollt ihr schnell werden? 

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Schnellkraft hat einen zeitlichen Rahmen. Im Sport ist der zeitliche Rahmen meist die Zeit in der ihr Kontakt zum Boden habt – ja nur dann kann man Kraft entwickeln die einen nennenswert nach vorne bringt.

Beschleunigung aus dem Stand geht mit einer höheren Bodenkontaktzeit einher, genauso wie ein Richtungswechsel; Topspeed ist mit kürzeren Bodenkontakten verbunden; Sprünge aus dem Stand haben einen größeres Zeitfenster.

Will ich also aus dem Stand auf eine Box springen hab ich viel Zeit – dementsprechend hilft die Maximalkraft mehr oder wie es bei Güllich und Schmidtbleicher so schön heisst:

Langer DVZ ( >200ms) wird überwiegend durch das dynamisch realisierte Kraftmaximum und somit über Maximalkraft bestimmt.

Wie immer gilt, man muss wissen für was man trainiert!

Welche Trainingsmöglichkeiten habt ihr? 

Selbstverständlich wäre ein Sprinttraining im Winter ein wichtiger Bestandteil, wenn ich für meine Saison im Frühjahr/Sommer schneller werden möchte. Wenn es jedoch draussen schneit, keine Möglichkeit eine Halle zu benutzen besteht und ich dementsprechend keine realistische Variante habe Sprinttraining in dieser Phase zu nutzen, dann muss ich den bestmöglichen Weg für mich finden.

Ich weiß nicht mehr wo ich es gelesen habe (ich meine irgendwo bei Charlie Francis) , aber diese Geschichte ist mir im Kopf geblieben:

Ein russischer Trainer hat seine Athletin (Hochsprung) im Winter Anläufe im knietiefen Schnee trainieren lassen, einfach nur weil keine andere Möglichkeit bestand. Das war nur ein kleiner Teil des Trainings. Die Athletin gewann die Weltmeisterschaft und die Trainer der Konkurrenten wollten natürlich wissen wie trainiert wurde. Als sie von den Anläufen im Schnee gehört hatten, wollten sie das sofort nachahmen, denn das musste das Geheimnis sein. Der russische Trainer war verwundert als er das mitbekam, weil er das Training ganz anders aufziehen würde, wenn er nur die Möglichkeit hätte in einer Halle Anläufe zu trainieren! Und er war überzeugt, dass er seine Athletin so noch besser machen könnte.

Also lernen wir: 

  • Nicht so viel Youtube Videos schauen von irgendwelchen krassen Typen und einfach nachahmen. 
  • Nicht darüber aufregen was ihr nicht habt, sondern das nützen, was euch zur Verfügung steht.

So genug für heute, um darüber nachzudenken bis der nächste Teil folgt. Falls ihr Fragen habt – raus damit, euer Training soll besser werden.

Bleibt stark,

Coach B

Was Schnellkraft wirklich ist – auf der Suche nach der Wahrheit TEIL 1

Schnellkraft ist ein heiß diskutiertes Thema im Athletiktraining, denn jeder Athlet möchte nun mal explosiv und schnell sein, jeder Trainer möchte seinen Spielern das ermöglichen. Allerdings findet sich auch in diesem Bereich immer wieder viel Glauben und wenig objektives Wissen.

Fangen wir also mit der Definition an damit wir wissen, um was es sich handelt:

“Schnellkraft ist die Fähigkeit des neuromuskulären Systems einen möglichst großen Impuls ( Kraftstoß) innerhalb einer verfügbaren Zeit zu entfalten.”

Güllich, A., Schmidtbleicher,D.; Struktur der Kraftfähigkeiten und ihrer Trainingsmethoden, Deutsche Zeits. f. Sportmedizin, Jahrgang 50, Nr 7+8 (1999)

 Wichtig an dieser Definition sind schon mal folgende Punkte:

  • Die Ansteuerung  des Muskels durch das Nervensystem (euromuskuläres System) ist entscheidend
  • Es ist in keiner Weise eine Geschwindigkeit beschrieben, mit der sich ein Athlet oder eine Gegenstand wie eine Hantel bewegen sollte/muss
  • Es ist ein variables Zeitfenster angegeben – die verfügbare Zeit

Wenn man diese Punkte für sich betrachtet sollte einem schon auffallen, dass die Geschwindigkeit einer Hantel kein Kriterium für Schnellkraft ist! WHUUUT? Ja, tatsächlich ist das nicht meine Meinung, sondern ein erwiesener Fakt, der leider irgendwie ignoriert wird. Es steht also das Nervensystem im Vordergrund. Welche Stellschrauben gibt es denn mit dem das Zentrale Nervensystem (ZNS) den Kraftstoss erhöhen kann?

  1. Rekrutierung: Es werden gleich möglichst viele Muskelfasern angesteuert und somit das Schwellenprinzip ausgesetzt wird.
  2. Frequenzierung: Dies Fasern sollte mit höchst möglicher Frequenz Zucken.
  3. Synchronisation: Die Fasern sollten synchroner zucken

Bevor ich geschlachtet werde: ja, das war sehr kurz und etwas ungenau, aber wer mehr darüber wissen möchte sollte sich dieses Buch kaufen (sollte eh jeder) Zatsiorsky – Praxis und Wissenschaft des Krafttrainings.

Was jetzt auffallen sollte ist: Diese drei Faktoren sind auch entscheidend für die Maximalkraft. Wie bitte?

Also ist Schnellkraft, vereinfacht gesagt, Maximalkraft mit einem zeitlichen Rahmen. Das bedeutet es muss möglichst schnell das Kraftmaximum erreicht werden.

An dieser Stelle sei vielleicht auch noch auf das Explosivkraft Defizit hingewiesen: Das EKD ist die Differenz der realisierten Kraft, in der Bewegung mit Zeitlimit und der Maximalkraft ohne Zeitlimit. Dessen bin ich mir bewusst und stelle nicht tatsächlich Maximalkraft und Explosivkraft gleich, es geht hier um die neuronale Komponente! 

Wird dieses Kraftmaximum erhöht steigt auch die Schnellkraft. Das heisst so lange ich schwach bin brauche ich nicht versuchen nur schneller zu werden, sondern sollte vor allem meine Kraft steigern.

Da nun aber die Gemeinsamkeiten von Schnellkraft und Maximalkraft neuromuskulärer Natur sind, sollte sich dies selbstverständlich in der Auswahl der Trainingsmethoden zur Kraftsteigerung widerspiegeln.

Was ist also zu beachten? 

  • Die willkürliche maximale Aktivierung steht im Vordergrund – deshalb sollte, UNABHÄNGIG von der Last, versucht werden diese maximal zu beschleunigen.
  • Je höher die Last desto mehr ist die intramuskuläre Koordination im Fokus. Dementsprechend sind Lasten von 85%-100% zur Steigerung der Maximalkraft angesagt

Ist also die Steigerung der Maximalkraft die Lösung, um explosiver zu werden? 

Nicht alleine, aber sie ist ein entscheidender Bestandteil und ein leicht zu entwickelnder. Aus diesem Grund sollten alle Athleten erstmal hierauf ihren Fokus richten.

Ist das mein einziger Tipp für Euch? Selbstverständlich nicht, aber mehr dazu in den nächsten Teilen.

 

Worum geht es?

winDieser Blog soll sich allem widmen was Krafttraining und Athletiktraining betrifft bzw. sich für alles einsetzen, was wirkliches Training ist und die Welt der Trends und Gimmicks aufdecken.

Wir wollen alle besser werden. Für die einen bedeutet dies einfach stärker, für andere schneller, agiler, explosiver oder besser aussehend. Wir wollen ehrliches Training, das uns möglichst effektiv an unser Ziel bringt. Dabei möchte ich euch eine Hilfe sein.

 

Euer Coach B