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Kraft – Das perfekte Programm

Meine letzten Artikel haben sich mit zwei sehr unterschiedlichen Trainingsmethoden beschäftigt und als ich nun am dritten Artikel zu diesem Thema saß dachte ich mir, dass es eigentlich wesentlich mehr Sinn macht Dinge zu präsentieren, die ein Trainingsprogramm sinnvoll machen. Leider kann ich nicht zu viele gute Worte über die gängigen Programme verlieren, denn ein Smolov Cycle mag schon Kilos auf die Kniebeuge klatschen – aber zu welchen Kosten?

Krafttraining
Krafttraining

In diesem Sinne werde ich nun erst zwei Prinzipen erläutern, denen man folgen sollte und dann auf einzelne Faktoren eingehen, die ein gutes Programm ausmachen.

Langfristige Entwicklung

So sehr ich einige immer noch damit enttäuschen mag und so sehr andere es wissen, aber eventuell ein wenig verdrängen:

Man wird nicht in 12 Wochen stark. 

Sicherlich wird man in diesem Zeitraum stärker, aber wirklich Kraft aufzubauen dauert. Ich spreche hier nicht davon mit 90kg 100kg auf der Bank zu drücken, sondern davon tatsächlich stark zu werden.

 

Bevor sich jemand aufregt, weil ich mich auf equipped Heber beziehe: Die IPF hat noch nicht lange Classic Wettkämpfe, daher würden die Daten hier das Bild fälschlich verzerren.  Schauen wir uns also mal die ersten drei Plätze der Meldeliste zu den diesjährigen IPF World Championships der Klassen bis 83kg, bis 93kg, bis 105kg an:

83kg Alter Wettkampfjahre International
1. Naniev, Andriy

32

8

2. Rysiyev, Volodymyr

34

11

3. Ramzy, Adam

26

4

93kg
1. Bilyi, Sergii

26

8

2. Inzarkin, Dmitry

29

7

3. Coimbra, David

33

6

105kg
1. Semenenko, Dmytro

28

8

2. Walgermo, Stian

28

7

3. Belkesir, Sofiane

32

6

Bis auf Ramzy sind alle Athleten seit mindestens sechs Jahren international aktiv, um auf dieses Level zu kommen hat es sicher nochmal einige Jahre auf nationaler Ebene gedauert. 

Sicherlich ist es nicht das Ziel von jedem auf internationalem Niveau KDK zu betreiben, dennoch zeigen uns diese Beispiele, dass Kraft etwas ist was man sich durch Konstanz und Langfristigkeit erarbeitet.

Train optimally – not maximally

natürlich predige ich das auch auf diesem Blog immer wieder und wieder. Auch wenn wir alle Training lieben und unsere Zeit gerne damit füllen gilt dennoch:

  1.  Heber A  absolviert drei Trainingseinheiten/ Woche, Heber B fünf und beide erreichen die selben Bestleistungen gleichem Zeitraum, dann hat es Heber A klüger angestellt als Heber B – er hat scheinbar optimal trainiert.
  2. Außer Heber B hat die zusätzliche Zeit vielleicht nicht in die direkte Leistungsentwicklung gesteckt, sondern in präventive Maßnahmen wie z.B. keine Schwachstellen entwickeln.

In Fall 2 ist davon auszugehen, dass Heber B in der Zukunft eine schnellere Entwicklung zeigen wird als Heber A, der eventuell Schwachpunkte zeigt, welche seine Leistungsentwicklung bremsen oder zu Verletzungen führen.  Grundlegend ist festzuhalten es geht nicht darum so viel zu trainieren wie man nur schafft, sondern so effektiv.

Nun zu den essentiellen Punkten:

Progression 

Das Training soll einen Fortschritt bringen dementsprechend sollte es eine Form der Progression aufweisen. Hier gibt es verschiedene Wege dies zu erreichen:

  • Steigerung des Volumens
  • Steigerung der Intensität
  • Übungsvariation

Durch Variation der Übungen kann ich zumindest eine Zeit den Stimulus des Trainings so variieren, dass ich mich anpassen werde. Habe ich dann noch eine Reihenfolge in der die Übungen zunehmend schwerer werden, das Maximum der einzelnen Übungen unterscheidet sich, dann könnte ich bei gleicher relativer Intensität eine Progression erreichen. Was ich damit meine?

Woche 1-2 Frontkniebeuge 4×8@70% =105kg (1RM=150kg)

Woche 3-4 Safetybar Kniebeuge 4×8@70% = 125kg (1RM=180kg)

Woche 5-6 Kniebeuge 4×8@70% = 140kg (1RM = 200kg)

Diese Vorgehensweise können wir auch im Westside Bargell Artikel sehen.

Steigerung der Intensität bedeutet schlicht mehr Gewicht. Natürlich kann man nicht einfach immer mehr drauf packen jede Woche. Hier sollte ein sinnvoller Ansatz dafür sorgen, dass möglichst langfristig Fortschritt gemacht werden kann. Wenn ihr also ein Programm seht, dass einfach jede Woche das Gleiche macht nur sollt ihr immer ein wenig mehr Gewicht nehmen, solltet ihr schon skeptisch werden. Das gehörte ja auch zu meinen Hauptkritikpunkten an der Texas Methode.

Wie Steigere ich das Volumen? Mehr Wiederholungen oder mehr Sätze, oder eine Kombination aus beidem. Selbstverständlich gibt es mehrere unterschiedliche Formen Volumen zu betrachten, Tonnage, Wdh, Arbeit, darauf werde ich aber erst in einem gesonderten Artikel eingehen. Mehr zu machen ist sicherlich sehr wichtig, gerade wenn es das Ziel ist Muskeln aufzubauen.

Erholung

jeder kennt den Spruch der Muskel wächst in der Ruhe. Training ist der Stimulus, auf den in der Regenerationsphase die Anpassung erfolgt. Und letzteres ist was wir wollen. Die Anpassung bedeutet wir sind stärker, muskulöser etc. dementsprechend sollte sich jedes Trainingsprogramm auch damit auseinandersetzen wie man sich vom Training erholt. Das beinhaltet unterschiedliche Belastungen während einer Woche und auch unterschiedliche Belastungen in einem Monat. Hierzu gehören auch Dinge wie Entlastungs- oder Deloadphasen.

Spezifik

Das Training muss auf unser Ziel ausgerichtet sein und somit spezifisch für das was wir erreichen wollen. Ein bißchen was zu diesem Thema habe ich hier schon erwähnt. Nicht alle unsere Trainingsinhalte müssen spezifisch sein, aber die Ausrichtung.

In den folgenden Wochen werde ich euch die Variablen des Krafttrainings wie Intensität und Volumen näher bringen und mal ab und zu ein Programm unter die Lupe nehmen, bevor es zu Themen wie Loading geht.

Euer Coach B

Die Kosten des Trainings & der Tod der Diäten und 10 Wochen Programme – Was es wert ist wirklich etwas zu erreichen.

Der Sommer steht vor der Tür, alle wollen wieder schlank, lean, ripped, gesixpacked werden.

Die Saison steht wieder vor der Tür, alle wollen noch mal in den letzten Tagen schnell, stark und gut conditioned sein.

Der nächste Wettkampf steht vor der Tür und ich muss nochmal Muskeln drauf packen, meine Technik verändern, meine Kraft steigern.

Für alles finden wir 10 Wochen Lösungen, oder mögen es auch 12 Wochen sein, also alles gut. Aber jeder weiß, zumindest ganz tief irgendwo in seinem Kopf, dass diese Versprechungen nicht stimmen können. Wir wollen so sein wie Leute, die dasJahre machen, konstant und diszipliniert. Wir wollen das jetzt aufholen, weil für 10 Wochen die Disziplin auch reicht.

Dieser Artikel wird sich nicht darum drehen, warum diese Programme nicht funktionieren, sondern viel mehr darum, warum es Wert ist in einen Lebensstil zu investieren der Training und Ernährung integriert. Ausserdem geht es um das wie komme ich da hin.

Der erste Schritt

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen “ich möchte etwas erreichen” und “ich will etwas erreichen”. Wenn ich etwas erreichen möchte, bin ich mir nicht sicher, ob ich investieren möchte, was dafür notwendig ist. Wenn ich etwas will, dann mache ich es und nehme auf mich, was dafür nötig ist.

Das ist das schöne am erwachsen sein, keiner kann mir sagen was ich winaus mir machen muss. Wenn ich kein Sixpack habe und glücklich mit allem bin, was ich esse, dann ist das genauso gut wie, wenn ich eines habe. Aber ich muss auch die Konsequenzen meines Tuns tragen. Es gibt nichts ohne diese Konsequenzen. Wenn ich stark werden will muss ich trainieren und das nicht zu wenig. Will ich abnehmen muss ich meine Ernährung dahingehend umstellen. Das wichtigste ist aber: Ich sollte akzeptieren, dass ich dann mein Leben darauf anpassen muss.

Der erste Schritt ist also wirklich zu überlegen was man will und was es bedeutet dahin zu kommen und vor allem dort zu bleiben.

“Ich will allgemein fit werden” ist kein Ziel, das erreicht werden kann, wenn ich nicht weiß was genau das bedeutet. Genauso ist es bei “Ich will abnehmen” – wieviel? – “Ich will Muskeln aufbauen” – Wie soll das aussehen?

Wenn es jemanden gibt, der so ist, wie man gerne wäre, dann sollte man die Person doch einfach mal fragen ,was er oder sie dafür tut – und man sollte sich überlegen, ob das ganze eher verschönt dargestellt wird. Wenn man sich denkt: “So könnte ich auch leben” dann sollte man sein Ziel genau definieren.

If it was easy – everyone could do it

Das steht nicht umsonst bei uns im Gym. Alles was man erreichen will hat seine Kosten. Wenn ich 10 Stunden die Woche trainiere, habe ich höchstwahrscheinlich nicht so viel Freizeit ausserhalb des Gyms. Aber das ist dann auch nicht schlimm, denn ich will ja im Gym sein! Training macht Spaß und zwar nicht nur, weil ich auf mein Ziel hinarbeite, sondern weil ich nach vier Wochen gelernt habe wie gut sich Training anfühlt.

Auch wenn es im Internet viel propagiert wird – es ist nicht einfach etwas gutes zu erreichen, aber das ist das schöne: Man verdient es sich.

Der zweite Schritt

Du weißt dein Ziel, du weißt, dass du dahin willst. Jetzt geht es darum, die perfekte Lösung für dich zu finden.  Wenn man ein solches Projekt startet ist man enthusiastisch und möchte am liebsten sein ganzes Leben umstürzen und darauf einstellen – und das ist auch gut so, es wird schon noch früh genug hart. Wichtig ist jedoch sich realistisch zu überlegen, was man nicht nur investieren möchte, sondern auch wirklich kann. Kannst du jede Woche ab jetzt bis in die Ewigkeit drei mal pro Woche trainieren gehen? Selbstverständlich kann und soll das auch mal wechseln, aber wenn ich bei 0 anfange sollte und brauche ich nicht bei 100 starten. Das wichtigste ist das ich es lange genug mache, damit es eine Gewohnheit wird. Also du willst positive Bestärkung dadurch, dass du dein Ziel von drei Einheiten pro Woche geschafft hast – dann kannst du steigern.

Dein Vorhaben muss zu dir und deinen Lebensvorstellungen passen.

Dima squat prep

Der dritte Schritt

Meistens dauert es vier Wochen bis man sich an den Rhythmus des Trainings gewohnt hat und auch sein Laben so strukturiert hat, dass es in den Alltag fest integriert ist. Ähnlich ist es bei Ernährungsumstellungen. Das ist eine wichtige Grundlage für Zeiten in denen die Motivation schwerer wird und die Pfunde vielleicht nicht mehr so schnell auf die Hantel wandern und sich auf der Waage widerspiegeln.

Dieser Schritt ist einfach die mantraartige Wiederholung der Tatsache, dann man selbst Herr der Lage ist: Du kannst sofort aufhören mit dem was du tust – aber es wird für keinen schlimm sein ausser für dich. Du willst es erreichen, für dich. So einfach.

So nachdem wir die mentale Hälfte abgearbeitet haben und du jetzt absolut motiviert bist und deine Ziele ausformulierst, werde ich in Teil zwei erklären wie man die Kriterien für das richtige Trainingsprogramm findet. Und warum Übungen und Wiederholungszahlen mal wieder ganz hinten anstehen.

 

Euer Coach B

 

Was ist Training? Pt2. – Warum Übungen NICHT entscheidend sind

Was war der letzte Artikel oder das letzte Buch, dass du gelesen hast? in den meisten Fällen geht es um die 5 besten Übungen für Schnelligkeit, die wichtigste Übung, um explosiver zu werden oder ähnliches. Die meisten Bücher im Fitnessbereich haben reichlich Übungen und Trainingspläne als Inhalt, aber wenig tatsächliche Aussage.

Sind Übungen so entscheidend? 

Die Priorität die Übungen tatsächlich einnehmen ist in den meisten Fällen sehr niedrig. Ja tatsächlich. Außer du bist Kraftdreikämpfer oder Gewichtheber, in diesem Fall solltest du natürlich deine Wettkampfübungen einbinden – weil es Dein Sport ist. Doch, wenn es sich nicht um diese beiden Fälle handelt gibt es wenig Gründe die Trainingsplanung mit der Auswahl der Übungen zu beginnen – dennoch ist genau das meistens der Fall. 

Die Suche vieler Trainierender und Trainer nach magischen Übungen und die Suggestion der Fitnessindustrie, dass es so etwas gäbe ist leider auch das größte Problem,  wenn es um erfolgreiches Training geht.

“The public’s fascination with more exercises and infinitely modified versions of perfectly sound exercises has taken the focus off the purpose of strength training, which is to make athletes stronger in a general sense.” – Derek Hansen (1)

Warum halten sich dann einige Übungen? 

Training ist meistens ein Zeitmanagement – Prozess, besonders, wenn für eine Sportart trainiert wird und nicht aus rein ästhetischen Gründen. Viele Ziele, die alle im Training erreicht werden wollen:

  • Stabilitätchains 1
  • Mobilität
  • Maximalkraft
  • Explosivkraft
  • Schnelligkeit
  • Aerobe Ausdauer
  • Alaktazid Anaerobe Ausdauer
  • Anaerobe Ausdauer

Und natürlich will man alles gleich erreichen. Das führt entweder zu Programmen die vollgestopft mit Übungen und Wiederholungen sind, weil man ja alles irgendwie reinpacken muss oder man findet so “Wunderlösungen” wie Zirkeltraining und “Wunderwaffen” wie Kettlebells. Das ganze Training abgedeckt mit einer oder mehreren Kettelbells und schon schafft man Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Stabilität in einer Einheit…

Schweifen wir kurz in die Küche ab. Wenn ich etwas feines zubereiten möchte, brauche ich nicht unbedingt ein Rezept, das alles beinhaltet was mir schmeckt. Ich brauche Zutaten die miteinander harmonieren, ich brauche süß, salzig, scharf, knusprig, cremig, Dinge die herausstechen in der richtigen Kombination. Und ich möchte nicht Vorspeise, Hauptspeise, Dessert auf einem Teller. Genau das ist Periodisierung. Zeitmanagement und alles zu einer richtigen Zeit. Mein Dessert am Ende. Meine Supermethoden und Wunderübungen, Alles – perfekt – auf – einmal –  Kombinationsübungen sind nun mal der Mixer in der Fastfoodküche.  Einheitsbrei der kein wirkliche Fortschritt ist.

Wenn wir also keine Wundermethode oder Wunderübung erwarten können – wonach sollten wir dann suchen?

Der heilige Gral des Trainings ist die wunderbare Komplexität des Trainings zu verstehen. Um Training planen zu können muss man wissen welche Trainingsmethoden, welche Vorteile und Nachteile haben. Wie lange Anpassungszeiten sind. Welche Anpassungen zueinander passen. Ja ich weiß nicht gerade sexy, denn das klingt sehr nach Büchern ohne Bilder mit Text und Graphen… Aber es lohnt sich. Es lohnt sich so sehr seine zeit nicht auf den gängigen Fitnesseigen zu verschwenden, sondern in tatsächliches Wissen zu investieren!

Und ganz ehrlich von jedem der andere Leute trainiert sollte man das erwarten können. Kein Trainer sollte seinen Horizont so beschränken.

In den nächsten Wochen werde ich versuchen euch einen leichteren Zugang zu dem Thema Training und Planung zu geben – und natürlich ein paar Lesetipps.

 

Euer Coach B

 

 

(1) High Performance Training for Sports; David Joyce, Daniel Lewindon; Human Kinetics

Functional Training Part 2 – Spezifik & Belastung im Training

In Teil 1 haben ich ja bereits meine ersten Probleme mit dem Functional Training erklärt und versprochen mich in Teil 2 Der Trainingssteuerung zu widmen. Nachdem ich letzten Dienstag jedoch das Vergnügen hatte den Performance Specialist und Athletiktrainer Quirin Söhnlein (Red Bull Eishockey München) kennen zu lernen und mit ihm über Training zu reden, möchte ich einen anderen Weg wählen meine Probleme mit Functional Training weiter zu erläutern.

P1050743Erinnern wir uns an die Definition des funktionellen Trainings nach Gambetta, dann wird es schwierig zu sagen warum Kniebeugen nicht so funktionell sind wie einbeinige Kniebeuge auf einem wackeligen Untergrund. Beides sind grundlegende Bewegungsmunter, keine Isolationsübung und closed kinetic chain exercises.

Aber jetzt kommt ja das große Argument pro unilateraler Arbeit: Im Sport sind die meisten Bewegungen ja einbeinig.

Und nun kommen wir zum unvermeidlichen Thema Spezifik…

Nur weil etwas aussieht, als wäre es der Bewegung auf dem Feld ähnlich ist die Spezifik nicht hoch!

Krafttraining ist IMMER GENERELL auf Grund seiner Natur der tonischen, langsamen Bewegungen. Alle Übungen, die mit einer Hantel ausgeführt werden sind langsamer als alles was im Sport tatsächlich schnell ist.  Doch das ist nicht der einzige Punkt.

Was wollen wir mit Krafttraining erreichen?  Diese Frage sollte man viele Experten fragen, denn die Antwort wird meist viel komplizierter sein, als das was die eigentliche Wahrheit ist:

Mit Krafttraining wollen wir Anpassungen erreichen, die spezifisch für den Sport sind.

Was sind Anpassungen die wir eventuell, funktioneller Weise, durch Training erreichen wollen? Ein paar Beispiele:

  • Hypertrophie – Als Schutz in Kontaktsportarten und Grundlage zur Steigerung der Maximalkraft
  • Reaktivität – zur Verbesserung der Kraftentwicklung im kurzen Dehnungs-Verkürzungszylus
  • Maximalkraft – als Grundlage für Explosivkraft und Erhöhung der maximalen Kapazität
  • Aerobe Ausdauer – Als Grundlage der Regeneration für anaerobe Belastungen und Hauptstoffwechselbereich in vielen Teamsportarten
  • Propriozeption und korrekte Stabilisierungsmechanismen – zur Prävention und Verbesserung der Mechanik

Die Spezifik liegt also nicht in der äußeren Erscheinung der Übung sondern viel mehr in dem was im Körper passiert oder wie das Training unseren Körper verändert.

Wie im Schnellkraft Beitrag zu lesen ist, kann sich die erreichte Anpassung manchmal doch sehr von dem unterscheiden, wonach es aussieht. Eine hohe Maximalkraft ist eben doch von Vorteil, da sie die maximale Kapazität bildet, die durch spezifisches Training oder SPP (special physical preparation) ausgenutzt werden kann. Wenn ich Quirin dabei frei zitieren darf:

” Um Kraft zu entwickeln braucht man einfach eine gewisse Last.”

Die Angst vor dieser Last ist meiner Meinung nach einfach darin begründet, dass leider zu wenige Trainer wissen, wie tatsächlich Kraft trainiert werden kann. Hierfür braucht es nicht immer maximale Auslastung, wie im Bodybuilding und nicht immer maximale Lasten. Ein intelligenter Plan der die Variablen Volumen, also die Wiederholungen und Sätze, und die Intensität, also wie schwer es ist, nach den Grundregeln der Trainingsplanung manipuliert, wird ohne enorme Belastung eine schöne Kraftsteigerung mit sich bringen. Wenn man sich allerdings nicht sicher ist, wie eine Kniebeuge auszuführen ist und man nur die gängigen 3×12, 5×5 etc. als Möglichkeit der Planung kennt, dann stellt das Ganze eben mehr Probleme dar als eigentlich notwendig.

Die richtige Reaktion darauf wäre jedoch, sich mehr mit diesen Themen auseinanderzusetzen und nicht die Übungen auf das Niveau der Reha runterzuskalieren und das Training in Beschäftigungstherapie, gefüllt mit bunten Gimmicks und neuesten Trends zu verwandeln

Selbstverständlich haben unilaterale Übungen ihren Platz im Training, sind stabilisierende Übungen essentiell und ist Koordination ein Bestandteil des Trainings – es ist aber auch nicht alles und es sind eigenständige Bestandteile.

Dementsprechend sollten wir Training nicht in unfunktionell und funktionell unterteilen, denn das zeigt nur ein Unverständnis gegenüber sportlichem Training.

Vielmehr gilt es im Training IMMER die besten Lösungen für den Trainingsprozess spezifischer Sportarten, Zielsetzungen, Ausgangspositionen und Umstände zu finden.

Euer Coach B

Was ist Schnellkraft Teil 2.

In Teil 1 haben wir festgestellt, dass Maximalkraft eine entscheidende Voraussetzung für die Schnellkraft ist. Bedeutet das nun, dass ihr nur eure Maximalkraft steigern müsst und schnell werdet?

Dazu müssen wir drei Dinge klären:

  1. Wie stark seid ihr denn?
  2. Für was möchtet ihr schnell werden? 
  3. Welche Trainingsmöglichkeiten habt ihr? 

Wie stark seid ihr? 

Die Maximalkraft stellt also die maximale Kapazität dar, die ich durch Schnellkraft erreichen kann, denn Schnellkraft bedeutet ja nur eine zeitliche Limitierung.  Entscheidend hierfür ist die Explosivkraft, welche einfach nur sagt wie steil mein Kraftanstieg ist.

Wir stellen uns also ein Wasserglas vor – die Maximalkraft – welches ich mit Wasser – der Schnellkraft – füllen kann. Die Explosivkraft regelt wieviel Wasser ich ins Glas gießen kann.

So weit so gut, dieses Glas hat nur eine Besonderheit: Bis zu einer gewissen Größe, wir sagen mal bis zum Masskrug, ist das Glas IMMER mit 30% Wasser gefüllt. Mache ich also das Glas größer, ist automatisch mehr Wasser drin. Gieße ich Wasser rein, kann ich das Ganze noch auffüllen.

Wenn dein Glas klein ist, mach es größer und nicht gleich voll!

Die Frage, die sich nun stellt ist, welcher Maximalkraftwerk stellt nun den Masskrug dar? Das ist schwierig festzulegen, allerdings findet man bei guten Trainern und Wissenschaftlern wie z.B. Dan Baker immer wieder Angaben von 1,5 -2,0 x Körpergewicht als Kniebeugenleistung. Was nicht gerade viel ist und vor allem mit wenig Trainingsaufwand und sehr wenig Risiko gut zu erreichen ist. Man beachte die Relation zum Körpergewicht – also nur pumpen haut auch nicht hin.

Wenn ihr das nicht erreicht, sollte euer Hauptfokus darauf liegen.

Wofür wollt ihr schnell werden? 

P1060393

Schnellkraft hat einen zeitlichen Rahmen. Im Sport ist der zeitliche Rahmen meist die Zeit in der ihr Kontakt zum Boden habt – ja nur dann kann man Kraft entwickeln die einen nennenswert nach vorne bringt.

Beschleunigung aus dem Stand geht mit einer höheren Bodenkontaktzeit einher, genauso wie ein Richtungswechsel; Topspeed ist mit kürzeren Bodenkontakten verbunden; Sprünge aus dem Stand haben einen größeres Zeitfenster.

Will ich also aus dem Stand auf eine Box springen hab ich viel Zeit – dementsprechend hilft die Maximalkraft mehr oder wie es bei Güllich und Schmidtbleicher so schön heisst:

Langer DVZ ( >200ms) wird überwiegend durch das dynamisch realisierte Kraftmaximum und somit über Maximalkraft bestimmt.

Wie immer gilt, man muss wissen für was man trainiert!

Welche Trainingsmöglichkeiten habt ihr? 

Selbstverständlich wäre ein Sprinttraining im Winter ein wichtiger Bestandteil, wenn ich für meine Saison im Frühjahr/Sommer schneller werden möchte. Wenn es jedoch draussen schneit, keine Möglichkeit eine Halle zu benutzen besteht und ich dementsprechend keine realistische Variante habe Sprinttraining in dieser Phase zu nutzen, dann muss ich den bestmöglichen Weg für mich finden.

Ich weiß nicht mehr wo ich es gelesen habe (ich meine irgendwo bei Charlie Francis) , aber diese Geschichte ist mir im Kopf geblieben:

Ein russischer Trainer hat seine Athletin (Hochsprung) im Winter Anläufe im knietiefen Schnee trainieren lassen, einfach nur weil keine andere Möglichkeit bestand. Das war nur ein kleiner Teil des Trainings. Die Athletin gewann die Weltmeisterschaft und die Trainer der Konkurrenten wollten natürlich wissen wie trainiert wurde. Als sie von den Anläufen im Schnee gehört hatten, wollten sie das sofort nachahmen, denn das musste das Geheimnis sein. Der russische Trainer war verwundert als er das mitbekam, weil er das Training ganz anders aufziehen würde, wenn er nur die Möglichkeit hätte in einer Halle Anläufe zu trainieren! Und er war überzeugt, dass er seine Athletin so noch besser machen könnte.

Also lernen wir: 

  • Nicht so viel Youtube Videos schauen von irgendwelchen krassen Typen und einfach nachahmen. 
  • Nicht darüber aufregen was ihr nicht habt, sondern das nützen, was euch zur Verfügung steht.

So genug für heute, um darüber nachzudenken bis der nächste Teil folgt. Falls ihr Fragen habt – raus damit, euer Training soll besser werden.

Bleibt stark,

Coach B