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%basiert- RPE – velocity based… Ein paar Gedanken zur Trainingsplanung

Wenn man die letzten Jahre verfolgt, so erscheint es einem als wären viele neue Metriken zur Trainingsplanung aus dem Boden geschossen und mit ihnen auch neue Ansätze in der Planung des Krafttrainings.  Während “früher” alles basierend auf einem 1Wdh Maximum geplant wurde (%1RM) so brachte Mike Tuscherer die Welt der subjektiven Belastungsquantifizierung aus dem Ausdauersport (die Borgskala) ins Krafttraining. Zudem nimmt die Metrik der Hantelgeschwindigkeit Einzug in die Welt des Krafttrainings, da immer mehr günstige und praktikable Varianten diese zu messen auf den Markt kommen.

Die neue Revolution? 

Nun findet man unter Powerliftern die gleiche Meinungsverschiedenheit, welche auch im Bereich der physischen Vorbereitung in den Teamsportarten vorherrscht:

Eine Seite vertritt die Auffassung, dass Training immer ein strukturierter Prozesssein muss, welcher auf Anpassungen fusst, die wiederum gut vorherzusagen/planbar sind. Die Schlagworte hierfür sind: Periodisierung, biomotor abilities, %basiertes Training.

Die Gegenseite kritisiert dieses mechanistische Denken und spricht sich für eine Autoregulierung des Trainings aus oder zumindest einen variablen Trainingsprozess. Die Grundlage hierfür ist die Individualität des einzelnen Athleten und somit die Spezifik der zeitlichen Abläufe der Anpassungsmechanismen. Die Schlagworte hier sind: Autoregulation, Individualität.

Wie individuell sind wir eigentlich? 

Mit diesem Absatz könnte ich mich wohl bei einer Vielzahl an Menschen unbeliebt machen. Ohne eine Genderdebatte anstoßen zu wollen: Es gibt physiologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen, welche den Trainingsprozess maßgeblich beeinflussen können. Hierzu zählt meiner Meinung nach nicht mal vorrangig wie die Faserverteilung ist ( sicherlich auch ein Faktor) sondern gerade Dinge wie Menstruationszyklen und hormonelle Schwankungen (ja gibt es auch bei Männern, aber mit weniger drastischen Auswirkungen auf den passiven Bewegungsparat etc.). Nur geht es hier nicht um individuelle Unterschiede sondern eher um Unterschiede zweier Athletengruppen.

Es gibt unterschiedliche Anthopometrien ( Körperbauten), es gibt unterschiedliche Faserverteilungen (FT/ST Ratio), es gibt unterschiedliche hormonelle Profile, es gibt unterschiedliche Faseranzahlen (die Zahl der Muskelfasern ist genetisch festgelegt und kaum beeinflussbar), es gibt verschieden geprägte Nervensystemtypen, es gibt noch so einiges was verschieden ist. Also auch Variation in der Anpassung an Training.

Also muss jeder alles anders machen?

Wir können nun die Flinte ins Korn der Trainingsplanung werfen und sagen: Jeder ist anders und ich passe mich ja auch jede Woche anders an, also plane ich nicht bzw nur sehr grob.

Dieser Prozess ist nur dann Zielführend, wenn ich ihn sehr gut dokumentiere, um die Gesetzmässigkeiten der eigenen Anpassung herauszufinden. Und das Problem wird nicht durch ein Workoutlog mit RPEs gelöst. Das kann ein Schritt sein, aber es gibt zu viele Einflussfaktoren die hier mit reinspielen. Was sollte man also tracken?:

Das wäre das absolute Minimum. Und hier fängt es an schwierig zu werden. Denn es gibt bei multifaktoriellen Modellen natürlich nicht nur einfach Zusammenhänge, aber es geht ja schliesslic nicht um eine wissenschaftliche Arbeit sondern nur darum etwas über das eigene Trainings zu lernen. Also alles sammeln und dann nach einer längeren Phasen mal anschauen, ob es Zusammenhänge gib. Hier ist oftmals schon eine Visualisierung mittels Excel hilfreich (Wichtig natürlich auf die Standardfallen der graphischen Darstellung zu achten!)

Also keine %Pläne mehr? 

Wenn man davon ausgeht, dass der Großteil des menschlichen Organismus gleich ist und die interindividuellen, also zwischen den einzelnen, Unterschiede nicht so ausschlaggebend sind, dann kann man durchaus das Training in einem strukturierten Prozess planen. D.h. man plant etwas über einen Zeitraum wie vier Wochen, acht Wochen (ja 5,9,11 gehen genauso gut). Hierfür kann man Prozente wählen, da sie ein hilfreiches Tool sind um eine Struktur und Logik in den Plan zu bekommen.

Was ist mit Geschwindigkeit?

Mantelgeschwindigkeit hat eine hohe Korrelation zur Intensität (%1RM) und kann somit zu einer Art Kontrolle für die tatsächliche Trainierbarkeitherangezogen werden. Man sollte die reine Geschwindigkeit (mittlere Hantelgeschwindigkeit bei klassischen Übungen, maximale HG bei olympischen/ballistischen Übungen) sicher nicht als alleiniges Merkmal nutzen, da auch hier Schwierigkeiten entstehen können. Aber in Zusammenhang mit %1RM und RPE kann sie das Bild vervollständigen. Im Training von Athleten von z.B. Spielsportarten ist die Planung via Geschwindigkeit wiederum eine gute Möglichkeit, um an gezielten Kraftfähigkeiten zu arbeiten, da in diesem Fall %1RM nur sehr vage ist.

Schliessen wir die Grenzen

Hat man nun einen solchen %basierten Plan, kann man diesen mit subjektiven Markern versehen (RPE der einzelnen Übungen, Session RPE etc.) und erhält so ein besseres Feedback über den absolvierten Trainingsblock. So kann man evaluieren, ob der Block wie geplant lief oder nicht und erhält evtl. auch Einblick in individuelle Merkmale. Dieser Prozess nennt sich Trainertätigkeit, Coaching neudeutsch, und wurde eigentlich schon immer so absolviert, oder sollte es zumindest.  Die Planung des Trainings in Perioden und Blöcken ist ein Rahmen der nicht davon abhalten sollte das Training innerhalb dieses Rahmens anzupassen. Der wichtige Punkt hier ist, das auf tatsächlichen Beobachtungen basieren zu lassen und nicht andauernd massiv abzuweichen. Alle Abweichungen sollten registriert werden und zur Auswertung vor dem neuen Trainingsabschnitt herangezogen werden.

Es geht also wie so häufig im Training um das Problem, dass wir allzu gerne in Schwarz und Weiss denken und Training oft so vermarktet wird während die Wahrheit wie so oft in der Mitte liegt. Ein schönes Beispiel hierfür ist Mike Tuscherer. Während die RPE Idee auf social Media oft zur Absurdität führt, weiß der werte Herr Tuschender genau um die Stärken und Schwächen dieser Metrik und setzt sie dementsprechend gezielt und kombiniert ein.

Denkt man also lösungsorientiert und nicht “fitness”religiös, dann realisiert man, dass es nun auch für die nicht Profisportler, Proficoaches mehr Möglichkeiten denn je gibt das Training zu analysieren und somit schlauer zu werden.

Hier noch ein kleines Video zum Thema RPE und Fehler diese richtig zu nutzen.

Euer Coach B

 

5 Dinge, über die man sich wirklich weniger Gedanken machen und lieber stark werden sollte

Nach dem Dominik mal wieder mehr in die wissenschaftliche und solide Ecke gearbeitet hat, kann ich ja jetzt mal einen kleinen komplett referenzlosen Artikel für alle Powerlifter KdKler und Kraftfanatiker zu schreiben, der dennoch dem /der ein oder anderen hilft stärker zu werden. Immer wieder bekomme ich Diskussionen über diese Dinge mit und halte sie gänzlich für nicht zielführend. Also fangen wir an:

1.Highbar vs. Lowbar

Scheinbar ist der Rücken der meisten Heber und Heberinnen so gigantisch groß und vor allem lang, dass gefühlte 10cm Unterschied zwischen hoher und niedriger Stangenablage sind. Und alle Olympic Lifter (muss man in diesem Kontext so nennen) legen hoch ab, was bedeutet auf den Traps (auch wichtig) einfach drauf. alle Powerlifter hingegen legen die Stange so tief ab, dass sie sich hinter dem Delt (ja dem) und vor dem Handgelenk einkeilt. Erstere tun so, weil es viel spezifischer für die olympischen Übungen ist und letztere weil der Hebel zwischen Hüfte und Stange verkürzt wird (danke für diese Weisheit MR. Rippentoe).

“95% of all people are stronger in the lowbar squat” – Layne Norton

ray-squatting
https://www.lift.net/2013/04/23/ray-williams-interview/

Ich weiß nicht, ob der Herr oben auf dem Bild wirklich lowbar beugt und ich glaube auch nicht wirklich, dass er sich so viel Gedanken macht in welches Lager er gehört.

Sicherlich macht die Stangenablage einen Unterschied und sie sollte AN DEN/DIE HEBER/IN angepasst sein, aber es gibt nicht eine ultimative Lösung und  es gibt auch vieles zwischen beiden Extremen was Sinn macht. Sinn und Zweck der Stangenablage sollte sein eine stabile Stangenposition auf dem Rücken und eine aktive stabile Position des Rückens zu ermöglichen.

2. Weightcut 

Warum machen wir alle den Sport Kraftdreikampf? Eigentlich, weil wir stärker werden wollen und als Resultat dessen Titel gewinnen oder Rekorde brechen. Allerdings macht ein Weightcut auch dann erst Sinn, wenn es wirklich um wichtige Titel geht. Die ersten Jahre einer KDK Karriere sollten sich nicht darum drehen irgendwelche Gewichtsklassen zu halten oder noch reinzukommen, weil man dann ein paar Wilks Punkte mehr schafft – es geht darum einfach stärker zu werden und das dauert länger.

3. Perfekte Vorbereitung 

Oh dieser Punkt wird sicher kritisch beäugt. Natürlich sollte jeder für möglichst perfekte Umstände für das eigene Training sorgen:

  • Gutes Equipment
  • Gute Trainingsplanung
  • Gute Ernährung und Regeneration

Aber oft wird im Training immer alles perfekt gemacht. Man trainiert immer am gleichen Rack immer mit der gleichen Stange. Man ein Ritual vor jedem Lift, man hört immer die Musik die einen gerade pusht.

So sehr all diese Dinge richtig sind so wichtig ist es auch davon nicht abhängig zu werden! Wie oft sind die Bedingungen in einem Aufwärmraum nicht optimal? Wie oft habe ich nicht die Möglichkeit bei einem Wettkampf meine Musik während des Lifts zu hören? All diese Dinge sind wichtige Stützen, um unser Training optimal zu gestalten, aber wie mit allem schwächt ihr Stimulus ab und so sollten wir uns all das für die wichtigen Zeiten aufheben und bewusst nutzen – dann wissen wir auch mit anderen Dingen umzugehen.

Ein Paradebeispiel war Kevin Jäger auf einem Kaderlehrgang dieses Jahr. Während wir unsere Versuche im ER Equipment Wettkampfständer mit Eleiko Stange und Scheiben durchgezogen haben hat er sich mit Texas Powerbar im Powerrack aufgewärmt und mit Gewichtheberscheiben und KDK Scheiben 365kg für zwei gebeugt. Wer den Unterschied kennt, weiss, dass die Stange wesentlich weicher ist als eine Wettkampfstange und dies wird durch die Scheiben noch betont. Aber dem Jungen ist es egal und er wackelt gar nicht – absolute Stabilität. Die 400kg danach waren dann mit Wettkampfstange und Musik…

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4. Der nächste Wettkampf

Dieses Interview mit Dietmar Wolf dem norwegischen Nationaltrainer im Kraftdreikampf gibt einen schönen Einblick in seine Einstellung zu einzelnen Wettkämpfen in Relation zur Karriere ein.

Es geht um das höchste Total im Leben.

Und es geht darum intelligente Entscheidungen zu treffen und nicht einfach für ein paar Kilos eine Verletzung zu riskieren. Louie Simmons spricht vom Plan seine Maxes immer nur um 2,5kg zu steigern. Es geht um eine stete Entwicklung und der nächste Wettkampf ist nur der nächste Schritt. Natürlich habe auch ich diesen Artikel von Mike Tuscherer gelesen in dem er davon spricht, dass man sich nicht immer sagen sollte man hat noch Zeit. Aber sind wir ehrlich – je mehr wir erreichen wollen, desto langsamer werden die Schritte hinten raus. Wir können auf dem Weg dorthin viel riskieren, um kleinere Erfolge zu erringen.  Dennoch sollten wir dieses Risiko in Relation  zu dem betrachten, was es uns eventuell kosten könnte auf dem Weg zu unserem Lebenstotal.

5. Top Lifter 

Und jetzt geht es wieder los… Leistungssport ist eine Form der genetischen Selektion – Im Top Bereich finden wir  Athleten, die für diesen Sport “gemacht” sind bzw.  Vorteile für diesen Sport haben.  Wenn wir uns nicht als ebenbürtig genetisch elitär einschätzen sollten wir vielleicht nicht die Orientierung an den Top Hebern suchen. Gemeinsamkeiten erfolgreicher System können uns einen Hinweis geben.

Buddy Morris hat die Aussage getätigt, dass man erfolgreiche College Football Athletiktraining Programme nicht bei den erfolgreichsten Colleges suchen sollte. Diese haben das beste Recruiting und somit auch Athleten mit den besten genetischen Vorraussetzungen. Colleges, die eine Saison über ihrem “Niveau” abschliessen machen hingegen viel richtig in der Entwicklung ihrer Sportler – in allen Bereichen.

Diesen Gedanken sollten wir uns eventuell zu eigen machen und wie immer den Kopf nutzen, wenn wir Training analysieren.

Euer Coach B

5/3/1 – Der Wendler

Als ich ab etwa 2001 täglich eiltefts.com besuchte, um meinen Horizont zum Thema Krafttraining ein wenig zu erweitern war diese Seite noch relativ unbekannt. Und Jim Wendler war sicherlich einer meiner favorisierten Contributoren dieser Seite. Besonders seine Trainingslogs und sein Wandel von einem kompetitiven Multi Ply Powerlifter der aus der Westside Schmiede entstammt, hin zu einem  Freizeit Lifter, der Fortschritt, Basics und Challenges liebt war spannend mit zu verfolgen.

Um also ein paar Dinge aufzuzeigen warum ich finde JEDER muss Jim Wendler kennen:

  • “My new diet is pro-gluten”

  • “Take the slow road. Don’t be the guy “bulking” and “cutting” and “dieting.” All of these things fail. It’s about a lifestyle.”

  • “The importance of the yoke was brought to my attention when I was a junior at Wheeling High School in Wheeling, Illinois. I was sitting in English class when Alison Kopec, who was sitting directly behind me, grabbed my traps, gave them a thorough rubbing and complimented me on their size. She did so with a certain amount of sexiness and purpose that whispered, “Let’s get it on.” This is when I realized that having a big yoke could potentially lead to some dirty carnality. It never did, but I haven’t won the lottery either, and I’m still playing. From then on, I’ve been a proponent of building a massive yoke. “

jwendlertraps050713

Warum nun dieses Intro? Weil alle diese Dinge sich im 5/3/1 System wieder finden.

  • Grundübungen als Zentrum
  • Einfache solide Struktur
  • Kraft ist grundsätzlich das zentrale Ziel
  • Alles Andere richtet sich nach den Nebenzielen

All das sind die Stärken des Systems.

Zur Grundstruktur:

Week One Week Two Week Three
5 x 65% 3 x 70% 5 x 75%
5 x 75% 3 x 80% 3x 85%
5+ x 85% 3+ x 90% 1+ x 95%

Wie man sieht hat man eine grundlegend ansteigende Intensität von Woche zu Woche und ein Abnehmen des Volumens (Wdh Zahlen).

Angewendet wird das Ganze bei Squat, Bench, Deadlift und Military Press.

Betrachtet man dieses System für den Freizeittrainierenden, dann gibt es hier nichts auszusetzen. Jim Wendler macht ausserdem einen großartigen Job alle Modalitäten wie Conditioning, Regeneration etc. mit in das Programm einzubinden oder zu erklären wie dies zu tun ist.

Nichtsdestotrotz gibt es natürlich Kritikpunkte:

  • Das Volumen ist relativ niedrig
  • Die Frequenz der einzelnen Übungen ist sehr niedrig
  • Die einzelnen Zyklen sind zu kurz um wirklich einen Fokus setzen zu können.

Über AMRAP Sätze kann man sich streiten und sicherlich sind sie ein motivierendes Tool und können von erfahrenen Litern auch sicherlich sinnvoll genutzt werden. Diesen Punkt lasse ich mal aussen vor.

Wer schon ein wenig fortgeschrittener ist wird sicherlich ein wenig Probleme haben wirklich einen ausreichend hohen Stimulus zu setzen, um eine Anpassung zu erreichen. Nicht umsonst gibt es immer eine Phase in der mehr Volumen aufgebaut wird und eine Phase in der die Intensität steigt. Je erfahrener der Heber desto ausgeprägter müssen diese Phasen sein – man ist einfach schon zu viel gewohnt.

Des weiteren ist ein wirkliches Peaken mit diesem System weder grundsätzlich angedacht, es geht ja um die Steigerung von Mesozyklus zu Mesozyklus.

Allerdings muss man an dieser Stelle anfügen, dass es mehrere Fortsetzungen der 5/3/1 Buchreihe gibt und viel Feedback darüber wie man das System anpassen kann. um individuelle Probleme zu lösen. Diese Varianten alle zu betrachten würde den Rahmen mehrerer Artikel sprengen. Zudem sollte man einfach die Originalliteratur lesen. Jim Wendler schreibt  lesenswert und sollte dafür auch entlohnt werden.

Die Kombination aus Feedback und Informationen aus dem Forum auf jimwendler.com und allen Büchern macht dieses System fast mehr zu einer Philosophie und weniger zu einem fixen System. Diese Philosophie tut wirklich jedem gut und lässt sich zusammenfassen mit:

Kein Bullshit – Harte Arbeit – Zielsetzung – Spaß am Training

Dennoch glaube ich, dass es weit bessere Trainingssysteme für kompetitive Powerlifter gibt und werde mich im nächsten Artikel wieder den Grundlagen der Trainingsplanung widmen, um Euer Verständnis für sinnvolles und weniger sinnvolles Training zu schärfen.

Bis dahin hört hört euch die Musiktipps von Jim Wendler für das Training an.

 

 

Westside Barbell – Wie funktioniert es und was machen die meisten falsch

In meinem letzten Artikel habe ich einen Überblick über die Struktur des Westside Barbell Systems geliefert. Dieser Artikel beleuchtet nun zwei Dinge:

1.) Was sind die leistungsentwickelnden Faktoren
2.) Was sind die größten Fehler in der Anwendung dieses Systems

Widmen wir uns also erst einmal der Leistungsentwicklung.

Was macht das WSB aus? westside

Einer der größten Kritikpunkte des WSB ist der Mangel an spezifischem Volumen, oder Volumen in den Wettkampfübungen. Wann wird also die Wettkampftechnik geschult?

 

(Bild:collegestrengthconditioning.wordpress.com)

Für das Bankdrücken immer am Dynamic    Effort (DE) Day – mit Wettkampftechnik, allerdings nicht Wettkampf – Widerstand. Für equipped Heber wird das Shirtdrücken alle 4 Wochen am Max effort Tag eingeplant, in der Wettkampfvorbereitung teilweise auch häufiger – hier dann oft auf Boards.

In der Kniebeuge findet das spezifische Training für equipped Heber am DE Day statt. Hier wird mit Anzug, Träger unten gebeugt. In der Circamaxphase erfolgt das Training dann in kompletter Wettkampf Montur. Sicherlich bleibt es immer noch ein Boxsquat und Bandspannung macht einen Großteil der Last aus – näher kommen wir dem Wettkampf in diesem System nicht.

Das Kreuzheben erfolgt auch am DE Day in spezifischer Weise – Wettkampfform und vom Boden.

Wie also hier schon deutlich wird spielt der DE Day eine sehr zentrale Rolle in diesem System – er liefert Volumen und das spezifischste Training.

Unspezifisches Volumen ist die treibende Kraft in diesem System. hier sind zwei Arten von Übungskategorien zu unterscheiden:

A.) Supplemental lifts

B.) Accessory lifts

Supplemental Lifts sind sehr zentrale Übungen und die wahre treibende Kraft. Diese Übungen werden generell als zweiter Lift nach den Hauptübungen gemacht und richten sich nach der größten Schwäche des Hebers. Diese Übungen entwicklen die Kraft in einer der drei Hauptübungen. Für das Bankdrücken sind das z.B. J.M. Presse für schwache Trizeps oder illegal wide Bench (Bankdrücken außerhalb der Markierungen) gegen eine schwache Brust. Deadlifts werden oft durch Stiff legged Deadlifts, ultra wide sumo Deadlifts oder ähnliche Übungen voran getrieben. Für den Squat und den Deadlift ist eine zentrale Übung die Reverse Hyperextension – dieses wird in unterschiedlicher Intensität bis zu sechs mal pro Woche trainiert.

In diesen Übungen wird viel Volumen gemacht! Das bedeutet schon mal so Sachen wie 5-8 Sätze bei einem Wiederholungsbereich der meist zwischen 5-12 Wdh liegt. Und hier wird immer mit maximal auslastenden Gewichten gearbeitet.

Die Accessory Lifts sind Isolationsübungen die noch spezifischer auf die Schwachpunkte eingehen. Für den Unterkörper gehören hier Gute-ham-calf- raises, leg curls, Beltsquats und natürlich Schlittenziehen in allen Varianten.

Im Training des Oberkörpers wird alles genutzt. Von Maschinen wie dem Pecdeck, stehendem bankdrückend am Gerät, trizepsstrecken am Kabelzug, Latzügen, Rudern am Kabelzug über Körpergewichtsübungen (allerdings oft mit Zusatzgewicht) wie Klimmzüge, Dips, haufenweise Liegestütze in allen Varianten, bis hin zu Kurzhantelübungen wie Schulterdrücken, Seitheben aufrecht oder vorgeneigt, Bizeps Curls – es wird alles genutzt was breit macht und das möglichst funktionell. Die Wiederholungen liegen hier zwischen 8-20 Wdh und es werden viele Supersätze oder kleine Zirkel genutzt.

Wie passt das alles zusammen?

Die Regenerationszeiten werden bei Zatsiorksy wie folgt beschrieben:

Trainingsbelastung einer Einheit Erholungszeit, h
Extrem >72
sehr hoch 48-72
hoch 24-48
mittel 12-24
gering <12

Extreme Belastungen: DE Training, ME Training  – Belastung vorwiegend zentral nervös

Hohe Belastung: Supplement Lifts – Belastung vorwiegend Strukturell (Hypertrophie)

Geringe Belastung: Accessory Lifts – Belastung strukturell

Dementsprechend oft werden auch die Übungen genutzt. die Haupteinheiten sind 72Std voneinander getrennt. Aber Accessory Lifts werden täglich trainiert.  So wird am Tag nach dem DE upper body z.B. eine Extraeinheit absolviert mit Kurzhantelbankdrücken (oft auf Zeit z.B. 1Minute)  oder Weitere Bodybuilding Übungen für Trizeps, wie Pressdowns, oder Brust, Fliegende, und so gut wie immer etwas für den Rücken und Bauch.

Hier sieht man auch wieviel tatsächlich trainiert wird! und so kommen wir auch gleich zu den größten Fehlern in der Anwendung.

Was wird falsch gemacht?

Wenn man die Prioritäten mit denen das WSB meist genutzt wird auflistet wären diese wohl:

  1. Max Effort
  2. Dynamic Effort
  3. Supplemental lifts
  4. Assitance

und das Ganze ein vier Tages Plan. Doch wie wäre diese Liste tatsächlich?

  1. Dynamic Effort
  2. Supplemental lifts
  3. Max effort
  4. Assistance

und trainiert würde so oft man es einrichten kann. Mindestens 4 Einheiten im Gym und Zusatzübungen zuhause. Optimal 10-12 Einheiten.

Der Dynamic Effort Tag wird unterschätzt – gerade am Lower Body Tag und hier meist durch Volumen Arbeit ersetzt – ab diesem Zeitpunkt macht man nicht mehr das WSB, das sollte klar sein.

Der Upper Body DE Day Ist wie erwähnt flexibler in der Ausführung.

Einweiterer großér Fehler ist die falsche Wahl der Max Effort Übungen. Hier gilt es NICHT Übungen zu wählen, die möglichst nah an der Wettkampfübung sind! Es gibt zwei Kategorien:

  • Builder Exercises
  • Testing Exercises

Mindestens 80% der Übungen sollten von der 1. Kategorie sein: Übungen, welche die Wettkampfübung vorantreiben und an den Schwachpunkten ansetzen. Testing Exercises sollten immer eine enge Korrelation zu den Wettkampfübungen haben. Für die meisten ist das in der Bank die Floorpress, wann immer diese steigt sollte auch eine Bestleistung in der Hauptübung möglich sein.

Auch die Auswahl der Suplemental Lifts ist entscheidend – hier gilt es die individuellen Fehler richtig zu analysieren, was schon sehr komplex ist (wesentlich komplexer als all die Internetartikel….) und dann auch noch die perfekte Übung dagegen zu finden.  Das ist ein entscheidender Punkt für den Erfolg!

Viel hilft viel. Volumen ist ein Schlüssel zum Erfolg und auch um die notwendige Masse aufzubauen. Dementsprechend wird bei den Assitance Lifts das leistungsfördernde Bodybuilding betrieben. HieLouie backr geht es darum sich stetig weiterzuentwickeln und immer Fortschritt zu suchen – so bald eine Übung stagniert wird sie ersetzt und später wieder gemacht.  Und alles mit kurzen Pausen, um die Trainingszeit kurz zu halten und fit zu werden.                                               (Bild: westside-barbell.com)

Das sollte schon mal helfen das WSB etwas sinnvoller einzusetzen! Wichtig ist vor allem eines zu verstehen:
. Dieses System funktioniert nur, wenn man den Grundgedanken versteht, die Säulen ME und DE Day nicht verändert und alle anderen Übungen optimal auf die eigenen Bedürfnisse anpasst.

So das nächste mal wenden wir uns dann der Texas Method zu!

Speed for Sports – Warum Powerlifting nicht die Lösung ist.

Ich selbst bin Powerlifter. Auf diesem Blog habe ich mehrmals schon die Wichtigkeit der Maximalkraft für Athleten hervorgehoben. Und jetzt das: Powerlifting ist nicht die Lösung, um schneller zu werden…

Soll das jetzt bedeuten, dass Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken wertlos sind für Sportler? Doch die Rückkehr zum Functional Training, als Gral der sportlichen Leistungsfähigkeit?

Natürlich nicht. Doch Powerlifting ist eine Sportart, deren einziges Ziel es ist möglichst viel Gewicht in drei Übungen zu bewältigen. Die übungsspezifische Maximalkraft ist also das absolute Ziel. Für jeden Athleten ist die generelle Maximalkraft die absolute Grundlage, um seine Leistungsfähigkeit zu maximieren. Sogar für Gewichtheber ist die generelle Maximalkraft, in Grundübungen wie Zügen und Beugen, die Basis der spezifischen maximalen Leistung.

 Squats for weightliftingMOTW
Quelle: Managing the Training of the Weightlifter.
Für einen Footballer ist allerdings die Tatsache, dass er zweifaches Körpergewicht beugen kann nicht wichtig – wichtig ist die Tatsache, dass diese Leistung zeigt wieviel generelle Kraft er in einer Unterkörper fokussierten Bewegung hat. Die Kniebeuge wäre hier zweierlei:
1. Entwicklungsübung
2. Test
Das muss nicht immer übereinstimmen. So kann ich meinen vertical jump eventuell verbessern in dem ich Kniebeugen mache. Dann verhält es sich so:
Entwicklungsübung: Kniebeuge
Test: Vertical Jump
Wie ich immer wieder betone geht es im Training um die erwünschten Anpassungen nicht um die Übungen. Dementsprechend hat die Kniebeuge nicht die allerheiligste Bedeutung und mag in manchen Fällen durchaus durch eine Frontkniebeuge, eine Kreuzhebevariante oder ähnliches ersetzt werden. Es geht lediglich um die bestmögliche Entwicklung der generellen Maximalkraft des “Unterkörpers”. Diese kann dann durch spezifischere Übungen und die Wettkampfübungen in sportartspezifische Leistungsfähigkeit transferiert werden.
In jedem Grundlagenbuch liest man den Fakt, dass die Spezifik im Training sich mit zunehmendem Trainingsalter steigern muss. Das heisst aber auch nicht gleich von Beginn an!
Auf welcher Basis soll ich aufbauen?
Um Dr. Mike Young in seinem Interview mit dem Historic Performance Podcast (Folge 29) zu zitieren:
” Another thing that I would say needs to be addressed is a focus on the bascis. In the sports that I deal with (Track and Field) were speed is the sport, it has long been recognized that you don’t get faster doing fru-fru and fluff and gimmicky type activities.”
Krafttraining ist die Manipulation der Kraft-Zeit-Kurve ist. Mit Maximalkrafttraining  schiebt man diese nach oben, mit Explosivkrafttraining gestaltet man den Anstieg steiler. Das ist die Grundlage sportartspezifischen Trainings. Mit welcher Übung man das macht entscheidet sich aus vielen Faktoren und während Kniebeugen und Kreuzheben einen großen Anteil an der Entwicklung eines Athleten haben können sind sie nur ein Teil der Lösung. Die Wahl der Übung muss sich immer und vor allem an den biomechanischen Gegebenheiten des Athleten orientieren und nicht an den Vorlieben des Trainers, denn im Wettkampf werden ja nicht Kniebeuge, Bankdrücken und Kreuzheben getestet…
Außer bei uns Powerliftern.
Coach B
1. The Training of the Weightlifter; R.A. Roman; Livonia Michigan: 1988 Sportivny Press
2. Historic Performance Podcast #29 – Dr. Mike Young